Parallele Universen

Fluro-Art von Felix Stöver

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Der Einsatz von Licht, um Atmosphäre, Räumlichkeit oder Emotionen zu erzeugen, ist eine tief verwurzelte Tradition in der Kunstgeschichte. Auch in den Arbeiten von Felix Stöver bildet Licht den zentralen Bestandteil seines künstlerischen Konzepts.

Dabei bilden seine leuchtenden Kunstwerke eine Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, dem Irdischen und dem Geistigen. Das Zusammenspiel von Licht und Dunkel symbolisiert die Dualitäten, mit denen Felix rang: Leben und Tod, Leid und Frieden, das Irdische und das Geistige.

Ein zentraler Aspekt von Stövers Kunst ist sein Bezug zur Naturwissenschaft. Stöver hatte in Hamburg Physik studiert und sah die Natur als seine wichtigste Inspirationsquelle. In seiner Diplomarbeit, die er am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY anfertigte, zitiert er den griechischen Philosophen Demokrit (5. Jh. v. Chr.) mit den Worten „Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome und den leeren Raum.“

Stöver fand eine Balance zwischen mathematischer Klarheit und dem offenen Raum für Fantasie und entwickelte eine Faszination für die Farben und Formen der Natur.

Angefangen hatte es mit seinen Comic-Heften, die er in Szenelokalen verkaufte und durch die er sich einen Namen gemacht hat. Die aufkommende Psytrance-Szene mit ihren intensiven Farben, hypnotischen Beats und experimentellen visuellen Ausdrucksformen inspirierte Stöver und führte zu seiner intensiven Beschäftigung mit fluoreszierenden und phosphoreszierenden Farben. Er entwarf zahlreiche Albumcover und arbeitete eng mit Musikern und Veranstaltern zusammen.

So machte sich Stöver in der Psytrance-Szene rasch einen Namen. Seine Bilder wurden zu einem integralen Bestandteil internationaler Festivals auf der ganzen Welt. Seine Kunst wurde nicht nur als bloße Dekoration betrachtet, sondern als integraler Bestandteil des kollektiven Erlebnisses. Die strahlenden Farben und abstrakten Muster verstärkten die transzendente Natur der Musik.

Die Verwendung von fluoreszierenden und phosphoreszierenden Farben war für ihn dabei nicht nur ein ästhetisches Experiment, sondern Ausdruck eines philosophischen und spirituellen Diskurses über Licht, Energie und die unsichtbaren Verbindungen zwischen Mensch, Natur und Technik.

Die Präzision und geometrische Klarheit, die sich in den kubistischen Elementen seiner Gemälde widerspiegeln, stehen in einem spannungsvollen Dialog mit den ungebändigten, oft chaotischen Formen und Farben seiner surrealen Landschaften. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass Betrachtende die Komplexität der Bilder erst auf den zweiten oder dritten Blick erfassen können. Zwar wirken die Gemälde unter Tageslicht oftmals unscheinbar, doch unter Schwarzlicht entfalten die Pigmente eine strahlende Leuchtkraft.

Seine Gemälde reagieren zugleich auf Veränderungen ihrer Umgebung. Schon geringfügige Variationen in der Position oder Intensität des Lichts können die Wahrnehmung der Darstellung erheblich verändern. Diese Sensibilität gegenüber Licht ist integraler Bestandteil der emotionalen und ästhetischen Erfahrung von Stövers Kunst.

Dabei überwältigten die dunklen Töne niemals das Licht. Vielmehr harmonieren sie mit den leuchtenden Farben und spiegeln Felix' Überzeugung wider, dass selbst in den dunkelsten Momenten Licht und Hoffnung existieren.

Fluoreszenz und Phosphoreszenz:

Die Entdeckung der Fluoreszenz und Phosphoreszenz – des Phänomens also, dass bestimmte chemische Stoffe ultraviolettes Licht absorbieren und es in mehr oder weniger zeitlicher Verzögerung in sichtbares Licht umwandeln – war zunächst vor allem in wissenschaftlichen und industriellen Kontexten relevant. Während bei der Fluoreszenz die Emission sofort endet, sobald die Lichtquelle entfernt wird, speichern phosphoreszierende Materialien die absorbierte Energie und geben sie verzögert über einen längeren Zeitraum hinweg ab. Dadurch können Kunstwerke nachleuchten, wodurch eine zusätzliche zeitliche Dimension entsteht.

Fluoreszenz wird in den Naturwissenschaften zum Beispiel eingesetzt, um das Vorhandensein und die Bewegung von Zellen oder Proteinen in biologischen Systemen zu verfolgen.

Lebensdaten:

Felix Stöver wurde am 23. März 1972 in Lüneburg geboren und ist im norddeutschen Apensen bei Buxtehude aufgewachsen. Er starb am 3. November 2010 im Alter von nur 38 Jahren.

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Digitale Ankündigung für die Vernissage am 27. März 2025