XFEL: Abschied mit Verlängerung
Abschied mit Verlängerung
Der European XFEL hat viele Architekten – Karl Witte ist einer von ihnen. In der Hand des Mannes, der für seinen imposanten Schnurrbart bekannt ist, lag der Entwurf der Verträge, die das Projekt steuern, unter anderem von Gründungsdokumenten wie der internationalen Vereinbarung über den Bau und Betrieb der europäischen Röntgenlaseranlage. Seit der Gründung der European XFEL GmbH im Herbst 2009 verantwortet Karl Witte deren Verwaltungsbereich und ist einer ihrer beiden geschäftsführenden Direktoren.

Obwohl dies nicht immer eine einfache Aufgabe war, ist Karl Witte für seine ruhige und freundliche Art bekannt. Mitarbeiter bewundern sein Wissen und seine Vertrautheit mit Details. Im Juni 2011 wurde Karl Witte 67 – Zeit für die Rente und ein guter Anlass, ihm bei einem Empfang im DESY-Hörsaal für seinen Einsatz zu danken. Diese Chance nutzten als Sprecher der Veranstaltung Massimo Altarelli (Vorsitzender der Geschäftsführung der European XFEL GmbH), Robert K. Feidenhans'l (Vorsitzender des European XFEL Council), Beatrix Vierkorn-Rudolph (Bundesministerium für Bildung und Forschung) und Helmut Dosch (Vorsitzender des DESY-Direktoriums).
Massimo Altarelli dankte für die fruchtbare, vertraute und loyale Zusammenarbeit: „Karl Witte brachte Genauigkeit, Präzision und Verlässlichkeit in den rechtlichen und verwaltungstechnischen Aufbau zweier großer internationaler Forschungseinrichtungen, der ESRF in Grenoble und dem European XFEL. In seinem Enthusiasmus für den wissenschaftlichen und europäischen Wert dieser Unternehmungen war er unnachgiebig und wurde dennoch niemals laut.”
Als sich Karl Witte 2006 dem European-XFEL-Projekt anschloss, kehrte er zu seinen Wurzeln zurück. Er wurde 1944 im niedersächsischen Bevensen geboren, studierte Physik an der Universität Hamburg und trat 1969 eine Stelle im Physikbereich derselben Universität an. In den späten 1980er Jahren zog es Karl Witte nach Grenoble, Frankreich, wo er die Stelle des Assistenten des Generaldirektors an der europäischen Synchrotronstrahlungsanlage ESRF übernahm, die sich gerade in der Gründungsphase befand. Dort wurde er zum Experten für die rechtlichen und verwaltungstechnischen Aspekte internationaler Großforschungsprojekte. 19 Jahre lang lebten die Wittes in Frankreich. 2005 wurde Karl Witte dann von Massimo Altarelli gebeten, für das European-XFEL-Projekt zu arbeiten.
Theoretisch wäre es nun Zeit für einen Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt – den Ruhestand. Doch dieser Schritt wird noch ein wenig auf sich warten lassen, da die Suche nach einem Nachfolger noch nicht abschließend geklärt ist. Deshalb wurde Karl Witte vom European XFEL Council gebeten, für einige weitere Monate im Dienst zu bleiben. Die positive Antwort Karl Wittes war vorherzusehen – schließlich ist er dafür bekannt, Überstunden zu leisten.
