XFEL: Tunnelbau für den European XFEL beginnt!

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07.07.2010
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Tunnelbau für den European XFEL beginnt!

Sieben Tage nach der traditionellen Tunnel- und Bohrertaufe startete die erste Tunnelbohrmaschine für den European XFEL.

Am 07. Juli begann sich das riesige Schneidrad zu drehen: Die frisch getaufte Tunnelbohrmaschine TULA („TUnnel für LAser“) grub ihr erstes Stück in die Wand des Schachtes auf der Baustelle Schenefeld und ist auf den Weg zur Baustelle Osdorfer Born. Etwa ein Jahr wird sie unterwegs sein, um die ersten beiden Verzweigungstunnel sowie den Haupttunnel für den Beschleuniger des Röntgenlasers zu bohren; im Sommer 2011 wird sie in ihrem Zielschacht auf der Baustelle DESY-Bahrenfeld erwartet. Wie lange sie für die Strecke tatsächlich brauchen wird, hängt allerdings stark von den lokalen Bodenverhältnissen ab – denn wie die Bergleute sagen: „Vor der Hacke ist es immer dunkel.“ So erwartet TULA bereits in wenigen Tagen die erste Herausforderung in Form eines alten Abwasserkanals mit eventuell langen Metallstützen, den es zu unterqueren gilt. Unterstützung bekommt TULA ab Ende 2010 von einer zweiten, kleineren Tunnelbohrmaschine, die die Tunnelabschnitte unter dem Schenefelder Forschungscampus herstellen wird.

Bevor die gewaltige Bohrmaschine loslegen konnte, stand am 30. Juni auf der Baustelle Schenefeld ein großes Tunnelfest an. Denn der Tunnelbau folgt wie der Bergbau einer besonderen Tradition, die bis heute für Bergleute und Tunnelbauer eine wichtige Rolle spielt: Vor Beginn der Bauarbeiten werden sowohl der Tunnel als auch die Tunnelbohrmaschine im Rahmen einer ökumenischen Andacht von ihren jeweiligen Paten getauft. Außerdem wird eine Statue der heiligen Barbara gesegnet und in einem Schrein an der Tunnelwand aufgestellt. Als Schutzpatronin der Bergleute und Tunnelbauer soll sie diese vor den Gefahren bei ihrer Arbeit bewahren.

Die Tunnelbohrmaschine TULA in ihrem Startschacht während des Tunnelfests. (Copyright European XFEL)

Zu der stilecht vom 40 Mann starken Ruhrkohle-Chor aus Herne begleiteten Feier versammelten sich 560 geladene Gäste – Tunnelbauer, Mitarbeiter von European XFEL GmbH und DESY sowie Gäste aus Politik und Wissenschaft – auf dem zukünftigen Forschungscampus für den European XFEL in Schenefeld. Gastgeber Professor Dr. Massimo Altarelli, Geschäftsführer der European XFEL GmbH, begrüßte unter anderem Schleswig-Holsteins Wissenschaftsstaatssekretärin Dr. Cordelia Andreßen, den Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung Professor Dr. Robert Feidenhans'l, MinDirig Dr. Karl Eugen Huthmacher als Vertreter des Bundesforschungsministeriums und nicht zuletzt Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach. Sie ist die Taufpatin der von TULA gebohrten Tunnelabschnitte und wird von den Tunnelbauern während der Bauzeit als irdische Vertreterin der heiligen Barbara angesehen, die über die Arbeiter wacht. Der Tunnel wird traditionell auf ihren Vornamen getauft und heißt damit „Herlind-Tunnel“.
Die Tunneltaufe durch Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (Copyright European XFEL)

Auch die Tunnelbohrmaschine – 6,17 Meter im Durchmesser, 71 Meter lang, 550 Tonnen schwer und 18 Millionen Euro teuer –, die startklar an der Ostwand des Schachtes auf ihren ersten Einsatz wartete, erhielt bei der Zeremonie ihren Namen. Dieser war vom Hamburger Abendblatt in einem öffentlichen Wettbewerb ermittelt worden und wurde beim Taufakt von der Patin der Maschine, Imke Gembalies von der European XFEL GmbH, bekannt gegeben: „Ich taufe die neue Schildvortriebsmaschine auf den Namen TULA – TUnnel für LAser. Wir wünschen TULA möglichst wenige Hindernisse auf ihrem unterirdischen Weg, eine stets funktionierende Technik und allen Beteiligten ein ungefährliches Arbeiten!“, sagte die Taufpatin, bevor sie die Schere von dem roten Kissen nahm und das Band durchschnitt. Unter dem begeisterten Applaus der Gäste schwang die Sektflasche herunter in den Schacht und zerschellte ordnungsgemäß am Rumpf des riesigen Bohrers.

Wie Professor Altarelli bei der Begrüßung der Gäste betonte, ist dieses Tunnelfest für den European XFEL „Ausdruck eines doppelten Meilensteins auf dem hoffentlich nicht so steinigen Weg des European-XFEL-Projekts. Vorrangig geht es natürlich um den Start des Tunnelbaus. Aber im Zentrum steht auch die neue internationale Forschungseinrichtung, die sich zurzeit in Norddeutschland etabliert und die den European XFEL bauen und betreiben wird. Zum ersten Mal segelt ein solches Fest unter der Flagge der European XFEL GmbH.“

Zu den Sprecherinnen und Sprechern auf dem Tunnelfest gehörten, von links nach rechts:Massimo Altarelli, Cordelia Andreßen, Robert Feidenhans'l (Copyright European XFEL)

Auf die mittägliche Taufzeremonie folgte am späten Nachmittag ein Nachbarschaftsfest, zu dem sich knapp 300 Wissbegierige aus dem Hamburger und Schenefelder Umland einfanden. Sie konnten das Tunnelfest zusammengefasst auf einer Leinwand verfolgen, sich am Infopoint FELIX die Baustelle und den Bauablauf erklären lassen und in Interviews mit Experten und Verantwortlichen von European XFEL und den Baufirmen mehr über das Großprojekt erfahren. Musikalische Untermalung bot auch dabei der Ruhrkohle-Chor, der die Gäste und alle am Bau Beteiligten mit einem bergmännischen „Glück auf!“ verabschiedete.

Weitere Informationen:
Pressemeldung zu der Tunnel- und Tunnelbohrertaufe vom 30. Juni 2010,
Tradition der Tunnel- und Bohrertaufe und der Ablauf des Tunnelfests